Gute Vorsätze fürs neue Jahr

Gute Vorsätze fürs neue Jahr

Frage: Ich arbeite in einem Unternehmen mit flexiblen Arbeitszeiten. Trotz eigens erstelltem Zeitplan bin ich ständig viel später am Arbeitsplatz als ich mir vorgenommen habe. Im neuen Jahr will ich diese schlechte Angewohnheit los werden. Wie ich mich kenne, halte ich mich aber fast nie an Neujahrsvorsätze. Wie kann ich meinen Neujahrsvorsatz so formulieren, dass ich ihn auch umsetze?

Antwort: Neujahrsvorsätze geniessen im Volksmund nicht gerade den besten Ruf als effektives Mittel, um Veränderungen zu bewirken. Tatsächlich hält sich nur ein kleiner Teil aller Personen langfristig an ihre Neujahrsvorsätze. Trotzdem bietet das Einläuten des neuen Jahres eine gute Gelegenheit, einen Neuanfang zu wagen und mit schlechten Gewohnheiten Schluss zu machen. Im Folgenden sind einige der geläufigsten Fehler, die beim Schreiben von Neujahrsvorsätzen gemacht werden, beschrieben. Wenn Sie diese vermeiden und sich an einige Richtlinien zur Zielsetzung halten, ist das Umsetzen Ihres Neujahrsvorsatzes ein realistisches Unterfangen.

Konkret und realistisch. Zu Beginn, ganz banal: Ein Neujahrsvorsatz ist besser als kein Neujahrsvorsatz. Wer seine Ziele nämlich in Form eines Vorsatzes festhalten kann, ist der Zielumsetzung schon einen bedeutenden Schritt näher als jemand, der nur eine vage Vorstellung davon hat, was er genau erreichen will. Zu vage ist aber auch ein zwar formulierter, aber wenig durchdachter Neujahrsvorsatz. Denn was bei Feuerwerken und Champagner schön klingt, ist im Alltagsleben allzu oft kaum umsetzbar. Luftige, fantastische Vorsätze wie «Ich werde ab jetzt immer pünktlich sein» sind leider äusserst unrealistisch und frustrieren nur, wenn sie nicht eingehalten werden.

Damit Ihr Ziel umsetzbar wird, müssen Sie sich und Ihre Schwächen kennen. Überlegen Sie sich, weshalb Sie zu spät kommen: Müssen Sie vor dem Gehen noch tausend Dinge erledigen? Stecken Sie jeden Morgen im Stossverkehr fest? Setzen Sie nun bei diesen Ursachen an: Erledigen Sie wenn möglich Dinge schon am Vorabend, suchen Sie eine weniger befahrene Alternativroute oder nehmen Sie einen früheren Bus. Probieren Sie verschiedene Strategien aus, merken Sie sich, was für Sie funktioniert und was nicht, und passen Sie Ihre Hauptstrategie dementsprechend an.

Zwischenziele. Ein weiteres Merkmal umsetzbarer Ziele ist das Aufteilen des Hauptziels «Ich will pünktlich sein» in kleinere, einfach ausführbare Schritte. Diese könnten zum Beispiel die Zwischenziele sein: «Ich werde nicht mehr als eine Viertelstunde zu spät zu kommen» oder «Wenn ich merke, dass ich zu spät komme, beeile ich mich, um die Verspätung so gering wie möglich zu halten». Mit diesen kleinen Schritten kommen Sie Ihrem Hauptziel langsam aber sicher näher und bauen dadurch zugleich Ihr Vertrauen in die eigene Veränderungsfähigkeit auf.

Zu guter Letzt, machen Sie diesen Vorsatz nicht zu einer Qual! Schliesslich ist das Ziel eines Neujahrsvorsatzes, Ihre Lebensqualität allmählich zu verbessern, nicht Sie in ein Verhaltensmuster hineinzuhämmern, das Ihnen überhaupt nicht entspricht. Das Umsetzen Ihres Neujahrsvorsatzes sollte Ihnen auch Spass machen. Freuen Sie sich über Ihre kleinen Fortschritte und machen Sie sich keine Vorwürfe, wenn Sie nicht von Anfang an alles perfekt machen. Ob nämlich das Umsetzen Ihres Neujahrsvorsatzes auf den ersten Anhieb klappt oder doch noch etwas mehr Arbeit braucht, ist erst einmal nebensächlich. Dass Sie überhaupt einen Vorsatz formulieren, ist die beste Voraussetzung, um das neue Jahr erfolgreich in Angriff zu nehmen.

Michael F. Gschwind, Psychologe FSP, unterstützt als Laufbahnberater und Coach SSCP Personen in beruflichen Veränderungsprozessen. > www.mfgschwind.ch *


*Die Beantwortung der Frage fand in Zusammenarbeit mit Sharon Steinemann, Fakultät für Psychologie Basel, statt.

Quellen:
Mukhopadhyay, A. & Johar, G.V. (2005). Where There Is a Will, Is There a Way? Effects of Lay Theories of Self-Control on Setting and Keeping Resolutions. Journal of Consumer Research, 31, 779-786.
Nordcross, J. C. & Vangarelli D. J. (1989). The Resolution Solution: Longitudinal Examination of New Year’s Change Attempts. Journal of Substance Abuse, 1, 127-134.
Norcross, J. C., Mrykalo, M. S. & Blagys, M. D. (2002). Auld Lang Syne: Success Predictors, Change Processes, and Self-Reported Outcomes of New Year’s Resolvers and Nonresolvers. Journal of Clinical Psychology, 58 (4), 397-405.
Tartakovsky, M. (2010, December).Tips For Setting Successful Resolutions That Stick. Psych Central
Grohol, J. M. (2008, December). The Psychology of New Year’s Resolutions. Psych Central. 
Psych Central News Editor (2009, December). 6 Steps to Making New Year’s Resolutions That Work. Psych Central, von http://psychcentral.com/news/2009/12/29/6-steps-to-makingnew-years-resolutions-that-work/10461.html, 18.12.2010.