So können Sie Ziele umsetzen

So können Sie Ziele umsetzen

Frage: Ich leide unter Umsetzungsschwierigkeiten. Schon lange ist mir klar, dass ich in meiner Firma keine Zukunft mehr habe. Die Unzufriedenheit nimmt von Tag zu Tag zu. Ich habe zwar genau eruiert, woher diese Unzufriedenheit kommt, kann mich aber einfach nicht motivieren, die Stelle endlich zu künden.

Antwort: Ihre Schilderung lässt vermuten, dass Sie sich gedanklich schon lange von Ihrer Arbeitsstelle verabschiedet haben. Der nächste Schritt, die Kündigung, fällt Ihnen schwer, was ich als Laufbahnberater in ähnlicher Weise immer wieder erlebe: Wenn meine Klienten wissen, was sie können und wollen, und eruiert haben, was zu ihnen passt, kommt die entscheidende Phase des Entschlussfassens und des Umsetzens. In dieser Schwellenphase hüpfen die Klienten hin und her zwischen dem Alten und dem Neuen, zwischen bleiben und gehen. Trotz stichhaltigen Argumenten gelingt es ihnen nur unter grösster mentaler Anstrengung, sich zu lösen, die Schwelle zu überschreiten, und das Neue in Angriff zu nehmen.

Der Psychologe Heinz Heckhausen hat sich mit dieser Problematik befasst. In seinem motivations-psychologischen Modell zeigt er auf, wie nach einer genauen Abwägungsphase ein Entschluss gefasst und umgesetzt werden kann. Er nennt es Rubikon-Modell, da er sich auf Gaius Iulius Caesar bezieht, der 49 v. Chr. das Flüsschen Rubikon überschritt, das damals die Grenze zwischen Italien und der Provinz Gallia Cisalpina bildete, um gegen Gnaeus Pompeius Magnus zu kämpfen. Das Überschreiten des Rubikons bedeutete, „der Würfel ist geworfen“ (Alea iacta est!), im Sinne von, es gibt nun kein Zurück mehr, wir ziehen in den Bürgerkrieg gegen den römischen Senat. Auch wir müssen innerlich einen Rubikon überschreiten, wenn wir unsere Absichten in die Tat umsetzten wollen.

Vier Phasen. Das Rubikon-Modell unterscheidet vier Phasen: In der Abwägungsphase werden alle Vor- und Nachteile einer Handlungsabsicht abgewogen und die Ergebnisse auf ihre Relevanz für die Zukunft bewertet („der neue Job bringt viel mehr Lebenszufriedenheit“). Nach dem Entschluss, es zu tun, folgt die Planungsphase („wie kann ich mein Vorhaben umsetzen“), danach die Handlungsphase, in der die konkrete Handlung erfolgt (die Kündigung abschicken, den Rubikon überschreiten). Am Schluss, in der Bewertungsphase, wird beurteilt, ob die Handlung den gewünschten Erfolg brachte.

Damit Sie Ihr Vorhaben, die Stelle zu künden, umsetzen können, müssen Sie zum Entschluss kommen, dass die Umsetzung für Sie einen Erfolg oder Gewinn darstellt. Ihr Gewinn kann darin bestehen, dass Sie mit dem neuen Job glücklicher sind und Sie dadurch wieder mehr Lebensenergie erlangen. Dies sollte ein genug grosser Motivator sein. Die Krux liegt aber im Abwägen selbst.

Engel und Teufel. Die objektiven Gründe des Für und Wider sind meistens einleuchtend, reichen aber für die Umsetzung nicht aus. Es gibt zu viele warnende innere Stimmen, starre Denkmuster („ich bin ein loyaler Mensch, ich bleibe trotz aller Schwierigkeiten in der Firma“) und Persönlichkeitsmerkmale (z.B. Typ Zauderer und Zögerer). Diese inneren Wenn und Aber werden von mir Umsetzungsteufel genannt, weil sie die Umsetzung hemmen. In der Beratung stellen wir ihnen Umsetzungsengel entgegen, indem wir die inneren Stimmen ermutigen, Gründe für die Umsetzung zu finden.

Wenn Sie nun alle die Umsetzung hemmenden Faktoren kennen, können Sie in einem inneren Zwiegespräch klären, wie stark diese einen Einfluss auf Ihre Zukunft haben sollen. Der Entscheid sollte Ihnen dann einfacher fallen.

Michael F. Gschwind, Psychologe FSP, unterstützt als Laufbahnberater und Coach SSCP Personen in beruflichen Veränderungsprozessen. > www.mfgschwind.ch